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Folge 6: Women Foundation for Development (Uganda)

Man müsste mal … mit einer Hand voll Bohnen die Welt verbessern, sagt Almut Lüpkes aus Schwerin:

 

„Afrika? Uganda? Damit habe ich nicht gerechnet. Für mich, als ehemalige Lehrerin und Direktorin eines großen Berufsschulzentrums, ist die berufliche Bildung junger Menschen eine echte Herzensangelegenheit. Auch im Ruhestand unterstütze ich Auszubildende, die während der Lehre kleinere oder größere Herausforderungen zu meistern haben. Aber als Pensionärin in Ostafrika oder in Indonesien mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben, das hatte ich ehrlich gesagt nicht im Sinn.

 

Für den SES – Senior Experten Service – war ich knapp zwei Monate an der SMK 2, einer neuen Berufsschule in Raja Ampat, einer Inselgruppe bei Neuguinea, die zu Indonesien gehört. Am liebsten hätten meine Auftraggeber dort in der Zeit das deutsche Duale Ausbildungssystem eingeführt. Das ging natürlich nicht. Aber gemeinsam mit den Lehrkräften deutlich mehr Praxis- und Handlungsorientierung in die schulische Ausbildung zu integrieren, das haben wir geschafft.

 

Und nun führten mich SES-Einsätze bereits zweimal in den Südwesten Ugandas zur Women Foundation for Develpoment (WFD). Dort geht es nicht um Ausbildung im klassischen Sinne. Es steht die Stärkung der Frauen im ländlichen Bereich des Distrikts Kasese im Mittelpunkt. Mit Kiiza Evas und Bwambale Anyesio, den Initiatoren von WFD erarbeite ich Möglichkeiten und Strategien, wie Frauen die Versorgung der Familien verbessern, sich gegenseitig unterstützen und ein Einkommen generieren können. Dabei hilft mir meine Erfahrung aus dem Projektmanagement sehr.

 

Bei Frauenversammlungen, oft als SACCOs, in den Dörfern wird über vieles gesprochen. SACCOs – saving and credit cooperatives – sind eine Art Sparverein, die Ersparnisse der Frauen verwalten, Kredite ausgeben und auch gemeinsame Investitionen planen.

 

2019 haben wir mit der Ausgabe von Bohnen- und Erdnuss-Saat begonnen. Beide Früchte sind wichtige Proteinlieferanten für die Ernährung. Fleisch wird kaum gegessen. Es gibt kaum welches und es ist teuer.

 

Bedingung für die Teilnahme am „Bohnenprojekt“ war die Bereitschaft der Frauen, einen Teil der Ernte an andere Frauen weiterzugeben, die dann in diesem Jahr ebenfalls mit der Aussaat beginnen können. Die Region dort ist fruchtbar. Und wenn das Wetter es zulässt, sind zwei Ernten pro Jahr möglich.

 

Jetzt wollen wir das mit Hühnern versuchen. Auch in dieser Art „Schnee-Ball-System“.

 

Familienplanung ist häufig auch ein Gesprächsthema bei den Versammlungen. Oft brechen junge Mädchen den Schulbesuch ab, wenn ihre Periode beginnt. Es ist ihnen unangenehm, dass alle sehen können, dass sie bluten, denn sogenannte Hygiene-Produkte sind echte Mangelware und für die meisten Frauen unbezahlbar.

 

Mit 60 Menstrual-Cups oder auch Menstruationstassen, gestiftet von … im Gepäck, haben Kiiza Evas und ich aus das zum Thema bei den Treffen gemacht. Hergestellt aus medizinischem Silikon können die Menstrual Cups bei richtiger Pflege über viele Jahre genutzt werden. Allerdings birgt die Verwendung unter unhygienischen Bedingungen auch Risiken. Darüber muss gesprochen werden.

 

Ich freue mich sehr, dass ich hier in Schwerin über VerA, das SES-Projekt zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen, junge Leute auf ihrem Weg begleiten kann. Das hält mich fit und ich bleibe fachlich auf dem Laufenden. Und wenn es mit oder ohne Corona wieder möglich ist, freue ich mich auch auf den nächsten SES-Einsatz in der weiten Welt. – Eine Anfrage aus der Schulverwaltung in El Salvador liegt schon auf meinem Schreibtisch.“

 

 

 

Über die Eindrücke und die Arbeit von Almut Lüpkes mit der Women Foundation for Development in Uganda spricht sie mit Andreas Lußky und Claus Oellerking im Podcast „Man müsste mal …“

 

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