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Folge 11: der Plattenpark

Hanne Luhdo

 

Die Platte lebt: „Plattenpark“ im Mueßer Holz

 

Man müsste mal … auf dem Dreesch einen interessanten Ort schaffen …

 

„Die Idee, man müsste etwas finden, um das Image der Platte zu verbessern, gab es schon lange. Im Urlaub auf Rügen bin ich durch ein Mais-Labyrinth gestöbert und da hatte ich die Idee: statt Mais ein Plattenlabyrinth! – Und so die ländliche Atmosphäre in die Stadt holen.“, so Hanne Ludho, ehemalige Stadteilmanagerin und einst Vorsitzende von „Die Platte lebt e. V.“

 

Das Image ist des Stadtteils ist geprägt von alten Plattenbauten, in denen keiner mehr wohnen wollte, die zu DDR-Zeiten heiß begehrt waren, von Arbeitslosigkeit und von Flüchtlingen und anderen Menschen, die in die Platte geschickt wurden, weil es dort billigen Wohnraum gibt. So hat sich im Laufe der Jahre die Zusammensetzung der Bewohner dort verändert. – Es gibt natürlich auch Menschen, die überzeugte Anwohner auf dem Dreesch sind und bewusst dort leben.

 

„Den Blick auf diesen Teil der Stadt zu lenken und zu zeigen, da ist es nicht nur grau, sondern bunt, es ist nah zum Wald und nah zum Wasser wie nirgendwo sonst in Schwerin, das war Thema in all den 13 Jahren, die ich dort im Stadtteilmanagement gearbeitet habe.“, beschreibt Hanne Ludho ihre Passion für den Dreesch, auf dem sie sich auch in ihrem Ruhestand ehrenamtlich engagiert.

 

„Dort gibt es viel Positives. Viele Initiativen und Vereine, doch die gehen leicht unter. Mit dem „Plattenpark“ wollen wir erreichen, dass Menschen aus anderen Ecken Schwerins sagen, da fahre ich jetzt mal hin und schau mir das an.

 

Der „Plattenpark“ ist ein schönes, großer Gelände im Stadtteil Mueßer Holz an der Hamburger Allee Ecke Hegelstraße. Im Eingangsbereich steht auf einer großen Platte auch „Plattenpark“. Das kam man gar nicht übersehen. – Vorher standen dort Plattenbauten.

 

Wir hatten viele Ideen. Ein Hostel und eine Ökopyramide zum Beispiel, aber vieles war zu kompliziert oder zu teuer und wir mussten kleine Schritte machen. Das hat auch was für sich.

 

Inzwischen stehen dort 14 Platten, die sind alle hübsch gestaltet. Aus Müll wird Kunst und eine Verbindung zur Natur. Zwei Platten sind auf der einen Seite mit einem Regenbogen und auf der anderen Seite mit einem Märchenbild bemalt. Die Blühstreifen spenden Nahrung für die Bienen. – Überall stehen hübsch gestaltete Bänke zum Sitzen. Dafür hatten wir einmal einen Wettbewerb ausgerufen. Begonnen haben wir mit ein paar Gabionenbänken aus Drahtkästen gefüllt mit Schotter aus dem Abriss der Plattenbauten. Die sind sternenförmig angeordnet. Das kann man auf Google Earth sogar sehen, den Plattenstern.

 

Einen Turm der Artenvielfalt, eine Balancierstrecke für die Kinder, ein Gartenhaus für die Gartengeräte. Vieles ist bemalt und bunt. Ein Stein sieht aus wie ein Frosch, einer wie ein Marienkäfer und einer wie eine Biene. Manches haben wir mit Menschen aus anderen Ländern gestaltet, mit Amis, Indern, Syrern, Afghanen und anderen gestaltet. Es ändert sich laufend etwas, immer kommt etwas hinzu.

 

In drei Hochbeeten wir pflanzen an, was auch mit wenig Wasser gut wächst. Ein Wasseranschluss fehlt bisher, leider. Auf den hoffen wir schon eine Weile.

 

Im Moment sind es Kleinigkeiten, die dazu kommen. Kürzlich haben wir einen Bilderrahmen installiert, in dem man sich fotografieren kann. Es gibt einen „Büchertausch-Karren“, den wir aus einem alten Verkaufsstand, der auf dem Müll sollte, bebaut haben. Imker Bolte betreut 10 Bienenstöcke und wir haben sogar „Honig aus dem Plattenpark“.

 

Wir vom Verein „die Platte lebt“ sagen: „Natur küsst Beton“ und „Müll ist Mangel an Phantasie“ und versuchen aus den Dingen, die zur Verfügung stehen und mit wenig Geld etwas Schönes zu machen. Dabei freuen wir uns, wenn Leute aus dem Quartier mitmachen und sich dabei mit uns vorher absprechen.

 

Wir hatten im Laufe der Jahre einige Unterstützung von anderen Vereinen, von einigen Stadtvertretern, vom Ortsbeirat. Und anderen. Doch die wichtigsten Personen für uns sind die Bewohner des Stadtteils. Jetzt im Corona-Sommer waren wir wirklich viel dort und auch die Nachbarn sind häufiger in den „Plattenpark“ gekommen und haben sich mal auf eine Bank gesetzt.

 

Unser „Friedensdom“ sollte eigentlich aus Weiden gebildet werden. Wir haben dann aber 12 Robinien genommen und so im Kreis aufgestellt, dass sie nun mit ihren Baumkronen zusammenwachen. Dort treffen wir uns einmal in der Woche mit Heiko Lietz, reden miteinander, schweigen miteinander. Das ist ein wirklich schöner Ort geworden.

 

Es ist nicht nur Beton. Ich kenne so einen ungewöhnlichen Erlebnispark nirgendwo anders. Das ist schon einmalig. – Wir sind Landessieger MV für den Deutschen Nachbarschaftspreis 2020. Das ist doch toll. Bei den Bundessiegern sind wir leider nicht dabei.“

 

 

Über die Erfahrungen und die Arbeit im „Plattenpark“ spricht Hanne Luhdo von die „Platte lebt e.V.“ mit Andreas Lußky und Claus Oellerking im Podcast „Man müsste mal …“

Unten seht Ihr Fotos vom Plattenpark, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Hanne Luhdo.

 

 

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