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Folge 69: Katharina Fritz

Man müsste mal...darüber schreiben, was passieren kann wenn man seine Heimat  verlässt und sie und ihre Geschichte dann wiederentdeckt.

Es ist ein Zufall. Katharina Fritz sitzt in Norwegen am Computer. Hier lebt sie seit 2015. „Ich war neugierig, ob ich überhaupt etwas über Demmin finde und habe einfach mal den Namen meiner Heimatstadt in der norwegischen Variante von Google eingegeben. Und siehe da! Während in Deutschland nur wenige Menschen jemals etwas von Demmin gehört haben, ist in Norwegen das anders! Und das liegt an einem ganz besonderen Buch.“, erzählt Katharina Fritz, deren Wohnort bei Balestrand nordöstlich von Bergen liegt.

 

Der Roman „Mormor danset i regnet“ (Oma, die im Regen tanzte) von der norwegischen Autorin Trude Teige ist ein Bestseller. Er erzählt anhand einer Familiengeschichte vom Schicksal der „tyskerjentene“. So nannte man die norwegischen Frauen, die deutsche Soldaten geheiratet haben, denen deshalb die norwegische Staatsangehörigkeit entzogen wurde. Es geht auch um den Massenselbstmord in Demmin im Mai 1945. „Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet!“, so Katharina Fritz, die sich seither noch intensiver mit der Geschichte ihr Stadt befasst als zuvor.

 

Katharina Fritz ist ein Familienmensch. „Zum Glück kommen meine Schwester und meine Eltern auch gerne zu uns an den Fjord. Doch meine Dienstreisen nach Deutschland versuche ich immer mit einem Besuch in Demmin zu verbinden. Mir ist es durch die Lektüre des Romans von Trude Teige wichtig geworden, meine eigene Familiengeschichte besser kennenzulernen und zum Beispiel meinem Opa aufmerksam zuzuhören.“

 

Überhaupt ist sie sehr mit der Aufarbeitung der Ereignisse von 1945 beschäftigt. „Selbsttötungen gab es zu der Zeit auch anderswo. In Berlin zum Beispiel kommt ein deutscher Soldat zurück aus der Gefangenschaft und erfährt, dass sich seine Frau und Kinder umgebracht haben und im Hinterhof des Wohnhauses verscharrt sind. Ich möchte wissen und sichtbar machen, wie diese Zeit für die Menschen war, für die Frauen und Kinder.“

 

Fritz kooperiert mit einer US-Amerikanerin bei der Dokumentation zu der Geschichte der Familie in Berlin. Dabei fungiert sie als Co-Produzentin des Filmes „The Loom“.

 

Der norwegischen Autorin hilft sie bei der Suche nach einem Verlag in Deutschland. Übersetzungen gibt es bereits auf Arabisch, Dänisch, Finnisch, Türkisch und Schwedisch. Der S. Fischer Verlag hat die Rechte für die deutschsprachige Ausgabe erworben und nun wird der Roman im Februar 2023 bei uns erscheinen. "Endlich!", meint Fritz und hofft, das der Roman einen positiven Impuls für die Aufarbeitung der Geschichte ihrer Heimatstadt sein könnte.

 

"Demmin verpasst seit vielen Jahren immer wieder Gelegenheiten, den Umgang mit der Vergangenheit offensiv und konstruktiv für eine bessere, friedliche Zukunft zu nutzen."

 

Ihre Ideen hierzu und ihren Standpunkt veröffentlicht Katharina Fritz auf ihrer Webseite www.mikkelstante.com.

Und Infos zum angesprochenen Film gibt es auf www.theloomfilm.com


 

In dieser Podcast-Folge erzählt sie davon, wie der Roman ihr Leben verändert hat und wie es für sie ist, ihrer Heimatstadt aus der Ferne nah zu sein.

 

Diese Folge haben wir am 10. Januar 2023 aufgenommen.

 

Webseite: https://manmuesstemal.jimdofree.com/

 

Facebook: https://www.facebook.com/manmuesstemal/

 

Podcast: https://www.podcast.de/podcast/822137/

 

Spotify: https://open.spotify.com/show/3G2Sici6xfKtmX4h5GJC6W

 

iTunes: https://podcasts.apple.com/de/podcast/man-m%C3%BCsste-mal/id1518142952

 

 

Die Podcast-Folgen produzieren wir ab 2023 mit neuer Technik. Als Arbeitsgruppe des Vereins „Miteinander-Ma’an e.V.“ freuen wir uns über die Unterstützung durch die Stiftung für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement in Mecklenburg-Vorpommern.

 

 

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